2019 hat Bischof Stefan Oster mit der Visitation der Dekanate und Pfarrverbände im Bistum Passau begonnen. Jetzt erfolgte der Auftakt auch im Pfarrverband Bad Birnbach. Domkapitular Dr. Anton Spreitzer kam zum Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Himmmelfahrt und zum anschließenden Auftaktabend in das Pfarrheim Bruder Konrad.
Den Gottesdienst zelebrierte er mit Pfarrer Hans Heindl und Pfarrvikar Pater David. Von Zwietracht war im Evangelium die Rede, das Pater David verkündete. Der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, hieß es da. „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen“, wird Jesus zitiert. Ein vergleichsweise verstörendes Evangelium, möchte man meinen. „Was hat der Jesus da g’raucht“, fragte auch der Domkapitular, um es aber dann ganz anders zu interpretieren. Es gehe um die Frage: „Wozu bin ich auf der Welt?“
Die Frage sei besonders brisant, stelle man sie jungen Menschen. Welche Entscheidung treffen sie, etwa zu Schule und Ausbildung. Und mit wem will man sein Leben teilen? Entscheidungen für etwas seien also auch eine Entscheidung gegen etwas, betonte Spreitzer.
Jesus habe nicht unter den Menschen gelebt, um zu allem „Ja und Amen“ zu sagen. Manches habe ihn fürchterlich aufgeregt, „besonders die Scheinheiligen“. Er habe vielmehr eine klare Linie vertreten, Direktheit und Wahrhaftigkeit mit Liebenswürdigkeit verbunden, betonte der Prediger und erläuterte einige Szenen aus Jesu Leben. Dabei betonte er: Wer ehrlich zu sich sei, der wisse, dass es immer etwas zu verbessern gebe.
Wie möchte ich sein? Was möchte ich für ein Mensch sein? Das seien Fragen, die man an die Erwachsenen richten müsse. Und weiter: Wenn es in der Kirche nicht zuerst um Gott, Jesus und den Heiligen Geist gehe, „dann brauchen wir die Kirche nicht“. Es müsse um Gott gehen, man müsse sich gegenseitig stärken, helfen und zuhören.
Damit war auch die Überleitung zum Gesprächsabend im Pfarrheim gegeben, wo Pfarrer Hans Heindl die Gäste begrüßte.
Die Visitation sei keine Heimsuchung, sondern ein Besuch. Gespräche über Anliegen, Sorgen, aber auch Freuden innerhalb des Pfarrverbandes wolle man führen, sagte Spreitzer. Visitation diene dazu, neben der Prüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Pfarrverbandes auch die Gläubigen kennenzulernen. Diese wiederum sollen die Möglichkeit bekommen, zu erfahren, was in Passau vor sich geht. Die Glaubenskirche funktioniere nicht mehr so wie früher, weshalb man neue Wege finden müsse, um den Glauben wieder aufzubauen und lebendige Tradition in den einzelnen Gruppen und Vereinen aufleben zu lassen. Auch in der Gestaltung der Gottesdienste sollte jeder Gottesdienstbesucher sein Leben erkennen können. Ebenso habe Corona Auswirkungen mit sich gebracht. Jeder könne sich Gedanken machen, wie er sich in der Pfarrei einbringen könnte.
Spreitzer ging auch näher auf die Missbrauchskrise ein. Diese habe viele dazu bewegt, aus der Kirche auszutreten. Er versicherte, dass die Diözese dieses Thema sehr ernst nehme und sich mit der Aufarbeitung beschäftige. Die Frage nach dem Umgang mit Kindern stelle sich für viele Priester jetzt als besonders schwierig dar. Er bat darum, mit realistischem Blick die schuldlosen Priester zu verteidigen, wolle das Thema aber keinesfalls schönreden.
Rebekka Redinger-Kneißl lud nun zur Gruppenarbeit. Es wurde darüber gesprochen, wie die Pfarrei auf andere wirke, was verändert werden könne und welche Rolle Gott im eigenen Leben spielt. Es folgten teils sehr persönliche Beiträge, unter anderem von Jochen Peters und Christine Feilhuber. Rebekka Redinger-Kneißl wies auf den Klausurtag am 21. Januar 2023 hin, zu dem man sich im Pfarrbüro anmelden kann. Pfarrer Hans Heindl dankte Domkapitular Dr. Anton Spreitzer für die Gestaltung des Abends und den Pfarrangehörigen für das Interesse. Gemeinsam wurde noch ein Gebet aus dem 14. Jahrhundert gesprochen, bevor der Abend zu Ende ging.
Text: Viktor Gröll / Karin Vogel