Sieben Jahre sind vergangen, seit die Sanierung der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Langwinkl ihren Lauf genommen hat. Die Bauarbeiten sind seit geraumer Zeit abgeschlossen. Als letzter Akt folgte die liturgische Ausstattung, unter anderem Ambo und Altar. Der Altar wurde am 23. Juli 2022 durch Bischof Dr. Stefan Oster feierlich geweiht. Dabei kam eine Reliquie des heiligen Bruder Konrad in die Wallfahrtskirche.
Ein Festzug formierte sich entlang der „alten“ Straße an Obstgärten vorbei hinauf zur Langwinkl-Kirche. Der Rottaler Heilige war sicher selbst oft zur Mutter Gottes von Langwinkl hinaufgelaufen. In der Kirche ging Kirchenpfleger Josef Sailer auf die Arbeiten und die Kosten ein. 606000 Euro wurden aufgewendet, die Pfarrei muss davon 35 Prozent tragen.
Ein Rückblick: Der erste Bauabschnitt im Außenbereich verlief nahezu ohne Probleme. 2018 kam der Schock: Ein massiver Hausschwammbefall wurde festgestellt. Doch es gelang, das Wallfahrtskirchlein zu retten. Heute steht es wieder schmuck auf jener Anhöhe, wo der stumm geborene Schmiedssohn aus Salzburg, Johann Grienwald, ein Marienbild fand und später die Sprache erlangte. Er gelobte, dort eine Kirche zu bauen. Um 1640, in der Zeit des 30-jährigen Krieges, entstand eine Holzkapelle, bald darauf die heutige Kirche. Der Graubündener Baumeister Bartolomeo Viscardi fertigte die Pläne. Die reichen Stuckaturen im Inneren modellierten um 1685 Paolo d’Allio und Giovanni Battista Carlone, die Fresken des Presbyteriums schuf der Passauer Maler Carl Adam. Das Deckengemälde der Himmelfahrt Mariens fertigte Antonius Perdold 1693 auf Leinwand. Am 19. Mai 1686 wurde das Kirchlein von Weihbischof Johannes Maximus eingeweiht.
Jetzt kam Passaus Bischof Dr. Stefan Oster ins Rottal, um die Weihe des neuen Altars vorzunehmen. „Es ist schön, in solch ein Kleinod zu kommen“, sagte er und lobte das Engagement aller Beteiligten, besonders der Ehrenamtlichen vor Ort. Oster sprach von einer herausfordernden Zeit und einem großen Umbruch in der Kirche, er nannte auch die Skandale der letzten Jahre. „In die Mitte kommen“, zu Jesus zu finden, darum gehe es.
Oster weihte zunächst das Wasser, nahm dann den Gläubigen „in der Freiheit jedes einzelnen, es zu tun“, erneut das Taufversprechen ab und segnete mit dem geweihten Wasser den Ambo.
Seine Predigt hielt der Bischof emotional, frei und mitten unter den Gläubigen. Das Gebet war ihm dabei besonders wichtig. Die einzige, die wichtige Frage der Jünger Jesu habe sich nicht danach gerichtet, Heilung zu suchen oder Berge zu versetzen. „Herr, lehre uns beten“, habe sie gelautet. „Wir haben auch heute kein Gebet nötiger als dieses.“ Die Kirche sei das Haus Gottes. „Man geht in einem anderen Frieden heim, als man gekommen ist“, betonte der Bischof. „Jetzt ahnen wir, dass es an so einem Ort eine Mitte gibt – den Altar.“ Es sei die tiefste Sehnsucht des Gekreuzigten, dass wir alle inneren Frieden und Freude finden. „Er will uns zu Familienmitgliedern machen, damit wir wissen, wer unser Vater ist.“ Man spüre Verwandtschaft zum Herrn, „wenn wir trösten, wenn wir demütig sind, anderen die Füße waschen. Frieden spüren, Freude spüren, das ist es, was wir an diesem Altar feiern.“
Bischof Oster setzte nun die Reliquien des Rottaler Heiligen Bruder Konrad in den Altar ein und besprengte ihn mit Weihwasser von allen Seiten. Der dritte Schritt war die Salbung des Altars mit Chrisam. Nun wurde Weihrauch an fünf Stellen auf dem Altar entzündet, ehe er das Weihegebet sprach. Es war still in der Kirche, als das Altartuch aufgelegt, die Kerzen entzündet wurden.
Erst dann ertönte Musik, erst an dieser Stelle wurde der Altarraum in Licht getaucht. Pfarrer Hans Heindl verlas die von Stefan Oster unterzeichnete Urkunde, den Altar konsekriert und die Reliquien eingelassen zu haben.
Es wurde noch emotionaler: Pfarrer Martin Köglmaier, der lange Jahre in Bayerbach – und damit auch in Langwinkl – gewirkt hat und 2018 sein Diamantenes Priesterjubiläum feierte, kündigte seinen Rückzug aus dem Priesterdienst an. Feierlich übergab er eine wertvolle, in Tettenweis gefertigte Stola an Pfarrer Hans Heindl. Applaus brandete auf.
Heindl dankte allen Helfern mit Hand- und Spanndiensten, Gönnern und Spendern, der bischöflichen Finanzkammer für die Zuwendungen, dem Förderverein mit Vorsitzendem Franz Hager, den Bürgermeistern Josef Sailer und Günter Baumgartner mit den jeweils amtierenden Gemeinderäten, Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, Gebietsreferent vom bischöflichen Baureferat, Thomas Rösch, Kunstreferent Alois Brunner, Architekt Martin Berger (Rotthalmünster), Martin Sattler von der Domschreinerei Passau und den beteiligten Firmen. „Es hat sich gelohnt“, sagte Heindl zu Thomas Rösch und überreichte das erste Geschenk. Weitere folgten für Josef Sailer, Emma Schwarzbauer („Eine Frau, die Geld machen kann“) und Bischof Stefan Oster.
Die Altarweihe umrahmten der Kirchenchor mit Barbara Frankenberger und der Vilsleiten-Gitarrenmusi sowie Organist Markus Neumayer. Zur Aufführung kam die „Asbacher Messe“, die von Monika Kagerl geschrieben wurde, der Mutter von Sissi Kagerl von der Vilsleiten-Gitarrenmusi.
Einen Hinweis hatte Heindl auch noch: Nicht alle Votivtafeln sind in der Kirche aufgehängt, sondern eine Auswahl. Alle anderen seien sorgsam in der Wallfahrtskirche verwahrt und keineswegs – wie mancherorts behauptet – entsorgt. Auch bei den Kerzen sei nur ein Teil in den neuen Vitrinen. Sie sollen immer wieder gewechselt werden.
Nach dem Gottesdienst war vor der Kirche für das leibliche Wohl gesorgt. Ein großes Projekt fand unter wolkenverhangenem Rottaler Himmel einen kulinarischen Abschluss. Unter den Gästen waren auch Landrat Michael Fahmüller, Bürgermeister Günter Baumgartner und seine Bad Birnbacher Amtskollegin Dagmar Feicht, Pastoralreferentin Teresa Aigner sowie Martin Kieswimmer vom Verwaltungszentrum.
Text: Viktor Gröll
Videobeitrag von Niederbayern TV Passau
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Weitere Fotos von der Altarweihe
Dankesworte zur Altarweihe
Am 23. Juli 2022 fand der feierliche Dankgottesdienst mit Altarweihe in Langwinkl mit Bischof Dr. Stefan Oster SDB statt. Ein solches Ereignis kann nur funktionieren, wenn zahlreiche Personen mit anpacken. Deshalb möchten wir hiermit allen Beteiligten und Teilnehmern ein ganz herzliches Dankeschön aussprechen. Dies betrifft die Helfer bei Vorbereitung und Durchführung, den Kirchendienst, die Mitwirkenden bei der festlichen musikalischen Umrahmung des Gottesdienstes, die Geldspender, die Spender der Häppchen und jeden Einzelnen, der zum guten Gelingen der Feier beigetragen hat. Es war ein unvergessliches und seltenes Ereignis, das im Gedächtnis bleiben wird.Ein herzliches Vergelt’s Gott sagen der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung Bayerbach!