BY 2018 Langwinkl Maisfeld Foto: Thomas Weber

Wallfahrtskirche Langwinkl

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung zu Langwinkl ist eine der bekanntesten Wallfahrtskirchen im Rottal. Sie wurde vor über 300 Jahren, am 19. Mai 1686 eingeweiht. Damals dauerte es über 50 Jahre, bis das Gotteshaus erbaut war.

Der Fund eines Mari­en­bil­des durch den stum­men Schmie­de­sohn Johann Grien­wald aus Salz­burg auf der Höhe von Lang­winkl steht am Anfang der Geschich­te. Der von Geburt an stum­me Grien­wald weil­te der Über­lie­fe­rung nach im Jah­re 1629 zu Kur- und Wall­fahrts­zwe­cken in der Rot­ta­ler Gegend. Dort fand er auf einer Anhö­he bei Beu­er­bach“, damals einem präch­ti­gem Edel­sitz mit häu­fig wech­seln­den Herr­schern, besag­tes Mari­en­bild, eine Dar­stel­lung der Heim­su­chung Mari­ens. Um ein pas­sen­des Gestell zur Auf­stel­lung des Bil­des anfer­ti­gen zu las­sen, ging er zu einem Zim­me­rer. Ein ande­res Mari­en­bild, eine Abbil­dung des berühm­ten Gna­den­bil­des aus der Kapel­le Maria­hilf zu Pas­sau in der Woh­nung des Zim­mer­meis­ters reg­te Grien­wald zur Wall­fahrt nach Maria­hilf an.

Nach zwei ver­geb­li­chen Wall­fahr­ten zur Gna­den­stät­te konn­te Grien­wald nach sei­ner drit­ten Wall­fahrt nach Pas­sau im Jah­re 1633 bereits eini­ge Wor­te spre­chen. Als er nach Bay­er­bach zurück­kam, gewähr­te ihm der Besit­zer von Beu­er­bach, von Eßwurm, etwa ein hal­bes Jahr lang Unter­halt, bevor Grien­wald mit kla­rer Spra­che zu Weih­nach­ten des­sel­ben Jah­res nach Pas­sau zurück­kehr­te. Beim Dank für die Erlö­sung von sei­nem Lei­den soll ihm die Mut­ter­got­tes auf einem Moos­hü­gel, ähn­lich dem Lang­winkl, erschie­nen sein. Die­se Erschei­nung reg­te ihn zum Bau einer Kapel­le an die­sem Ort an. Zudem woll­te er sein wei­te­res Leben in der Ein­sam­keit der Kapel­le verbringen.

Zurück­ge­kehrt nach Bay­er­bach erhielt Grien­wald von Beu­er­bachs Besit­zer die Bau­erlaub­nis. Doch auf Grund des 30jährigen Krie­ges und der Pest muss­te sich Grien­wald nach Öster­reich zurück­zie­hen. 1634 starb Schloß­herr von Eßwurm. Grien­wald kehr­te nach dem Abklin­gen der Pest­seu­che 1639 nach Bay­er­bach zurück, um sein Gelüb­de zu erfül­len. Der neue Besit­zer Bay­er­bachs, Wolf­gang Wil­helm Ehren­reich von und zu Etzen­berg, glaub­te an Grien­walds wun­der­sa­me Hei­lung erst, als die­ser sie in Pas­sau durch ein Beglau­bi­gungs­schrei­ben hat­te bestä­ti­gen las­sen. Dar­auf­hin bestä­tig­te Etzen­berg die Schen­kung sei­nes Vor­gän­gers und Grien­wald erbau­te am Fund­ort des Mari­en­bil­des 1640 vor­erst eine Holz­ka­pel­le. Eini­ge Jah­re spä­ter konn­te der Bau der Wall­fahrts­kir­che begin­nen. Als im Jah­re 1643 ein Gesand­ter von Papst Urban VIII, der Kapu­zi­ner­mönch Anton Mari­an, durch Bay­er­bach kam, erfuhr er von der neu auf­blü­hen­den Wall­fahrt nach Lang­winkl. Er zele­brier­te eine hei­li­ge Mes­se in Lang­winkl, doch Grien­walds Gna­den­bild war nicht auf­zu­fin­den. Man ver­mu­tet, dass es heim­lich zu einem Schwer­kran­ken getra­gen wur­de. Dar­auf­hin schenk­te der päpst­li­che Legat der Kapel­le ein Mari­en­bild nebst meh­re­ren Reli­qui­en. Wäh­rend der Bau­zeit der Kir­che, im Jah­re 1649, starb Grien­wald als Opfer der Pest. Den­noch wur­de unter der Obhut Etzen­bergs die Kapel­le fer­tig­ge­stellt und 1686 durch Weih­bi­schof Johan­nes Maxi­mus eingeweiht.

BY 2016 Langwinkl Wiese Foto: Georg Stahlbauer
Wallfahrtskirche Langwinkl im Frühsommer

Dem Stil nach muss die gefäl­li­ge Früh­ba­rock­an­la­ge von Bar­tho­lo­mä Vis­car­di erbaut wor­den sein. Sie ähnelt der Klos­ter­kir­che St. Sal­va­tor und dem Vils­ho­fe­ner Stadt­turm, die zur sel­ben Zeit von Vis­car­di erbaut wur­den. Von außen zeigt das ver­putz­te Kirch­lein eine leb­haf­te Pilas­ter­glie­de­rung. Der Turm hat einen fünf­stö­cki­gen qua­dra­ti­schen Unter­bau und ist mit einer Zwie­bel­kup­pe abge­schlos­sen. Im Inne­ren zie­ren reich­hal­ti­ge Stuk­ka­tu­ren und eine Viel­zahl von Decken­ge­mäl­den die Kapelle.

In den Decken­ge­mäl­den wer­den Geburt, Tod und Him­mel­fahrt Mariä dar­ge­stellt. Der baro­cke Hoch­al­tar stammt aus der Zeit um 1680 bis 1690. Auf mar­mor­nem Unter­bau erhebt sich ein statt­li­cher Stuck­auf­bau mit zwei Säu­len und geschweif­tem Gebälk. Den Hin­ter­grund bil­det ein Stuck­vor­hang, der von zwei Her­me­ne­n­en­geln unter­halb des Altar­ge­bälks gerafft wird. Zwei lebens­gro­ße Sei­ten­fi­gu­ren, St. Leon­hard und St. Anto­ni­us, flan­kie­ren das neue­re Altar­blatt Mariä Heim­su­chung (19. Jahr­hun­dert). Der rech­te Sei­ten­al­tar aus dem Jah­re 1675 stellt St. Anna und Maria mit dem Jesukind dar. 

Der lin­ke Sei­ten­al­tar aus dem Jah­re 1730 ist Früh­ro­ko­ko. Er stellt in sei­nem Altar­blatt St. Eli­sa­beth dar.Das ursprüng­li­che Altar­bild Grien­walds ist heu­te nicht mehr vor­han­den, eben­so wie das Altar­bild, das einst der päpst­li­che Legat der Wall­fahrts­kir­che schenk­te. Die Dar­stel­lung der Maria mit dem Kind, eine 18 cm hohe Ter­ra­cot­ta-Sta­tue ver­schwand in den Wir­ren des ers­ten Welt­kriegs. Heu­te steht an ihrer Stel­le eine ver­gol­de­te, mons­tranz­ar­ti­ge Kap­sel in der Nische des Taber­na­kels am Haupt­al­tar, eine Nach­bil­dung die­ses Gna­den­bil­des. Im Turm der Lang­winkl­kir­che rufen noch heu­te zwei Glo­cken aus den Jah­ren 1715 bzw. 1716 zum Gebet.

Das Patro­zi­ni­um der Wall­fahrts­kir­che Mariä Heim­su­chung wird am 2. Juli gefeiert.

BY 2015 Langwinkl Stuckdecke Foto: Johann Lehner
Deckengemälde in der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Langwinkl

Die Wall­fahrts­kir­che Lang­winkl wur­de in den Jah­ren 2017 bis 2021 auf­wän­dig reno­viert. Durch Frost­he­bung waren Schä­den an den Fun­da­men­ten der Wall­fahrts­kir­che ent­stan­den. Dies führ­te zu deut­lich sicht­ba­ren Ris­sen im Mau­er­werk. Außer­dem drang durch eine undich­te Stel­le im Dach Näs­se in das Trag­werk ein, was zu Fäul­nis an den Holz­bal­ken führ­te. Die Auf­hän­gung des Decken­ge­mäl­des war stark beschä­digt. Im Zuge der Reno­vie­rungs­ar­bei­ten wur­den zunächst die Fun­da­men­te saniert. Im 2. Bau­ab­schnitt wur­den Dach­stuhl, Dach­haut, Trag­werk und schließ­lich die Stuck­de­cke saniert. 

Zum Abschluss der Reno­vie­rung weih­te Bischof Dr. Ste­fan Oster am 23. Juli 2022 den neu­en Altar in der Wall­fahrts­kir­che Lang­winkl. Bei der Altar­wei­he wur­de eine Reli­quie des Hei­li­gen Bru­der Kon­rad in den neu­en Altar eingelassen.

BY 2022-07 Altarweihe Langwinkl Johann Lehner Foto: Johann Lehner
Zum Abschluss der Kirchenrenovierung kam am 23. Juli 2022 Bischof Dr. Stefan Oster zur Altarweihe nach Langwinkl.
BY 2022 07 Altarweihe Langwinkl 13 Johann Lehner Foto: Johann Lehner
Bischof Dr. Stefan Oster setzte die Reliquie des Heiligen Bruder Konrad in den Altar der Wallfahrtskirche Langwinkl ein.
BY 2022 07 Langwinkl Votivtafeln Johann Lehner Foto: Johann Lehner
Zahlreiche Votivtafeln zeigen die Verbundenheit der Bevölkerung mit der Wallfahrtskirche Langwinkl